Zwischen Online-Studium und Ehrenamt

THB-Student Marvin Rathmann ist Kinder- und Jugendbeauftragter der Stadt

Marvin Rathmann --- Foto: privat

Marvin Rathmann wohnt in Brandenburg an der Havel und es wäre kein Problem für ihn, regelmäßig Hörsäle an der THB zu besuchen. Doch er hat sich bewusst für den Online-Studiengang Medieninformatik entschieden: Hier kann er sich die Studienzeit frei einteilen und sich neben dem Studium noch anderweitig betätigen. Und zwar ehrenamtlich: Rathmann ist seit April 2019 Kinder- und Jugendbeauftragter der Stadt Brandenburg an der Havel.

„Ich habe die Ausschreibung in der Zeitung gelesen und mir gedacht: Das kann ich gut leisten und das würde mir Spaß machen“, erzählt der 20-Jährige. Denn er ist seit jeher neben der Schule engagiert. Als Oberstufenschüler leitete er ein halbes Jahr lang eine Schulklasse seiner ehemaligen Grundschule an, eine Nachrichtensendung für den bundesweiten Wettbewerb „Politische Bildung“ zu gestalten. Bei der letzten Oberbürgermeisterwahl drehte er mit einer Gruppe Jugendlicher und Streetworkern einen Film, in dem Jugendliche in der Stadt befragt wurden, was sie tun würden, wenn sie Oberbürgermeister wären. Der Film wurde vor einer Podiumsdiskussion mit den OB-Kandidaten im Haus der Offiziere gezeigt.

Seit vielen Jahren engagiert er sich im Verein PRO KIDS Gambia e. V. – dort sind auch seine Eltern ehrenamtlich tätig. Der Verein kümmert sich um Kinder im westafrikanischen Gambia und sorgt durch die Vermittlung von Patenschaften dafür, dass sie zur Schule gehen können. Mit Spendengeldern konnte auch ein neues Schulgebäude errichtet werden, das für viele den Schulweg verkürzt. Mit 16 drehte Rathmann einen Film darüber, wie Ehrenamtler des Vereins die Spendengelder vor Ort übergaben.

Denn das Filmemachen ist seine große Leidenschaft. Begonnen hat er als 14-Jähriger, als er zusammen mit seiner jüngeren Schwester einen Film für den Undine-Illustrationswettbewerb schuf – in 3000 Einzelbildern und Stop-Motion-Technik erzählten sie mit Lego-Figuren die Geschichte „Der traurige Prinz“. Dafür erhielten sie einen Sonderpreis. Das Filmemachen hat Marvin Rathmann so fasziniert, dass er immer wieder Filmprojekte realisiert hat, etwa für seine Schule, das von Saldern-Gymnasium. Insgesamt hat er in seiner Schulzeit etwa 40 Videos für einzelne Projekte, wie Tag der offenen Tür, Weihnachtskonzert, Wissenschaftstage usw., realisiert. Zudem hat er bei einem Film des Regisseurs Rosa von Praunheim im Bereich Kamera mitgewirkt und war mehrmals Praktikant beim MDR.

Vor diesem Hintergrund war ein Studium der Medieninformatik für Rathmann naheliegend. In den ersten beiden Semestern habe es noch viel Theorie gegeben, berichtet er, doch bald komme der praktische Teil, auf den er sich freut. Zwar gibt es pro Studienmodul und Semester nur eine Präsenzveranstaltung an der THB. „Aber ich bin regelmäßig auf dem Campus, gehe ich die Bibliothek, in die Mensa oder treffe mich mit Freunden“, sagt Rathmann. Im Studiengang wiederum erhalte er durch ältere Kommilitonen Einblicke in Berufsfelder. Und wie auch sonst an der Hochschule sei online ebenfalls alles sehr persönlich.

Marvin Rathmann ist voraussichtlich der letzte ehrenamtliche Kinder- und Jugendbeauftragte. Die Brandenburger Stadtverordneten haben beschlossen, das Amt bald als halbe Stelle auszuschreiben. Rathmann kann sich vorstellen, sich darauf zu bewerben, denn sein Studiengang ermöglicht ihm diese Flexibilität. Doch erst einmal richtet er sein Augenmerk auf seine ehrenamtliche Tätigkeit und die Projekte, die er da verwirklichen kann. So plant er ein größeres Projekt auf dem Marienberg mit Schulen – mehr will er noch nicht verraten. Für Rathmann ist sein Ehrenamt eine ideale Ergänzung zum Studium: „Ich lerne dabei sehr viel, etwa Kontakte zu knüpfen und Netzwerke aufzubauen, organisieren, sich einzubringen; das kann ich auch fürs Studium gut gebrauchen.“

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