Nachruf auf Prof. Dr. Friedrich Holl

Als er sein großes wissenschaftliches Thema fand, war Friedrich Holl schon jenseits der 50. Doch dann stürzte er sich darauf wie ein junger Mann, der die Welt aus den Angeln heben will. Die Rede ist von der Sicherheit: Daten- und Unternehmenssicherheit, Sicherheit kritischer Infrastrukturen und vieles andere. Er konzipierte den Masterstudiengang „Security Management“, gründete das „Institut für Safety und Security“, rief das „Security Forum“ ins Leben – alles an der Technischen Hochschule Brandenburg (THB) und natürlich alles mit Mitstreitern, aber er war stets die treibende Kraft. 2007 ließ sich Friedrich Holl zum Vorsitzenden des „International IT Security Management Board“ (ISECMA e. V.) wählen – da war er gerade mal ein Jahr lang Studiendekan des Studiengangs „Security Management“. Aber das war typisch für ihn: Er ließ keine Gelegenheit aus, sich weiträumig zu vernetzen.

Geboren am 1. Dezember 1949 in Köln, machte Friedrich Holl zunächst eine Lehre, bevor er Wirtschaftsinformatik studierte. Anschließend war er in verschiedenen Bereichen an der Technischen Universität Berlin und im Umfeld des Deutschen Gewerkschaftsbundes als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. 1996 wurde er promoviert und im selben Jahr kam er als Professor an der THB, die damals noch „Fachhochschule Brandenburg“ hieß. „Bürokommunikation und Verwaltungsautomation“ lautete sein Berufungsgebiet, die Sicherheit war da nur ein Aspekt von vielen. Doch Friedrich Holl war immer aufgeschlossen für neue Entwicklungen auf seinem Gebiet und bemerkte bereits Mitte der 2000er-Jahre, dass es beim Thema Sicherheit großen Forschungs- und Ausbildungsbedarf gab.

In einem Artikel in der internen Hochschulzeitschrift heißt es über ihn, dass er etwa fünf Anträge für große Forschungsprojekte pro Jahr schreibe. Mit den Anträgen zum Thema „Sicherheit“ war er immer häufiger erfolgreich und so war es nicht verwunderlich, dass er 2009 zu den ersten Forschungsprofessoren der Hochschule gehörte – für die Auswahl war die Höhe der eingeworbenen Drittmittel zugrunde gelegt worden. Friedrich Holl bahnte zahlreiche Kooperationen mit namhaften Unternehmen und Institutionen an, etwa der „Internationalen Atomenergie-Organisation“ (IAEO/IAEA) der Vereinten Nationen. Der Erfolg seiner Arbeit auf dem Gebiet der Sicherheit wirkte sich auf die gesamte Hochschule aus: „Interdisziplinäre Sicherheitsforschung“, war der erste Schwerpunkt der THB auf der Forschungslandkarte der Hochschulrektorenkonferenz.

Vielleicht hingen die Kraft und Entschlossenheit, mit denen er seine Projekte anging, auch mit einem Unfall zusammen, bei dem ihm der linke Arm abgetrennt wurde. Der Arm konnte zwar wieder angenäht werden, doch er war gelähmt, funktionslos. Es hat sicherlich viel Kraft gekostet, trotz dieses Handicaps, das ihm auch immer wieder gesundheitliche Probleme bereitete, ein halbwegs normales Leben zu führen. Doch seine Kämpfernatur machte es ihm möglich und hat ihn schließlich befähigt, ein „herausragendes Engagement“ für seine Hochschule zu entwickeln – dies bescheinigten ihm Präsidentin und Dekan im Abschiedsschreiben anlässlich seiner Pensionierung 2015. Mit Friedrich Holl verliert die THB einen ideenreichen und umtriebigen Mitstreiter. Denn auch nach seiner Pensionierung hat er sich bei den von ihm mitinitiierten Institutionen eingebracht. Auch hatte er bis zuletzt noch einen Lehrauftrag im Fachbereich Wirtschaft.

Die Technische Hochschule Brandenburg trauert um Prof. Dr. Friedrich Holl. Er starb am 13. August 2019 an den Folgen eines Segelunfalls und wird am 27. August in Berlin beerdigt. Das von ihm Geschaffene besteht an der THB weiter und alle, die ihn kannten, werden sich an ihn als einen warmherzigen, kollegialen und großzügigen Menschen erinnern.

 

Technische Hochschule Brandenburg

Die 1992 gegründete Technische Hochschule Brandenburg ist eine moderne Campushochschule mit Sitz in Brandenburg an der Havel. Das Lehrangebot der Hochschule erstreckt sich über die Fachbereiche Informatik und Medien, Technik sowie Wirtschaft – zunehmend auch in berufsbegleitenden und dualen Formaten. Die THB fördert besonders die Möglichkeit eines Studiums ohne Abitur. Die rund 2.600 Studierenden werden derzeit von 66 Professorinnen und Professoren betreut. Alle Studiengänge führen zu einem Bachelor- oder Master-Abschluss. Mehr Informationen unter www.th-brandenburg.de

Print this pageDownload this page as PDF
Presseinformationen