Abendvorlesung: "Schulden in Europa – wen kümmert’s?"

„Schulden in Europa – wen kümmert’s?“ lautet der Titel einer Abendvorlesung von Prof. Dr. Ulrich Brasche an der Technischen Hochschule Brandenburg (THB). Sowohl die öffentlichen Kassen als auch private Haushalte und Unternehmen weisen erhebliche und wachsende Schuldenbestände auf. Die Finanzkrise seit 2008 habe gezeigt, dass dies nicht ohne Probleme ist, sagt Prof. Brasche. Am Montag, 14. Oktober 2019 wird er ab 18:00 Uhr im Audimax darlegen, warum die Schulden ständig wachsen, welche Konstellationen Schulden kritisch werden lassen können und weshalb wir dennoch ruhig schlafen sollten.

Die Abendvorlesungen richten sich an die interessierte Öffentlichkeit, an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende, Schülerinnen und Schüler. In dieser Veranstaltungsreihe werden aktuelle Themen allgemeinverständlich und wissenschaftlich fundiert vorgestellt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Veranstaltung ist kostenlos.

 

Technische Hochschule Brandenburg

Die 1992 gegründete Technische Hochschule Brandenburg ist eine moderne Campushochschule mit Sitz in Brandenburg an der Havel. Das Lehrangebot der Hochschule erstreckt sich über die Fachbereiche Informatik und Medien, Technik sowie Wirtschaft – zunehmend auch in berufsbegleitenden und dualen Formaten. Die THB fördert besonders die Möglichkeit eines Studiums ohne Abitur. Die rund 2.700 Studierenden werden von etwa 70 Professorinnen und Professoren betreut. Alle Studiengänge führen zu einem Bachelor- oder Master-Abschluss. Mehr Informationen unter www.th-brandenburg.de

 

 

Interview mit Prof. Dr. Ulrich Brasche

zu seiner Abendvorlesung „Schulden in Europa – wen kümmert’s?“

Wie steht Deutschland im Hinblick auf die Staatsschulden im EU-Vergleich da?

Prof. Brasche: Deutschland steht im Vergleich hervorragend da. Die Bundesregierung ist stolz darauf, dass sie den Schuldenstand in den vergangenen Jahren reduziert hat. Allerdings hält Deutschland auch jetzt noch nicht die EU-Vorgabe ein, dass die Schuldenquote 60 Prozent der Wirtschaftsleistung nicht überschreiten soll. In der üblichen Darstellung fehlen zudem die künftigen Zahlungsverpflichtungen, etwa Rentenzusagen oder Mittel für den Klimaschutz. Das sind nicht unerhebliche Zahlungen, die da auf den Staat zukommen.

Sind hohe Staatsschulden gefährlich?

Prof. Brasche: Gefährlich sind Schulden nicht, da gibt es auch keine Grenze nach oben. Gefährlich wird es aber für einen Staat, wenn seine Kreditwürdigkeit in Frage steht. Solange ein Staat Vertrauen genießt, ist alles in Ordnung. Man kann an Argentinien, Griechenland oder Italien sehen, was geschieht, wenn ein Staat auf dem Finanzmarkt kein Vertrauen mehr entgegengebracht wird. Aber einfache Formeln, mit denen man einen gefährlichen Schuldenstand errechnen kann, sind nicht sinnvoll.

In Deutschland und anderen Ländern gibt es immer wieder Kritik an der „schwarzen Null“ des deutschen Finanzministeriums. Kann das Schuldenmachen auch sinnvoll sein?

Prof. Brasche: Die „schwarze Null“ wird gerne als deutsche Obsession dargestellt. Derzeit könnte es für Deutschland durchaus sinnvoll sein, Schulden zu machen, da es keine Ereignisse gibt, die eine Gefahr für den Staatshaushalt darstellen. Notwendige Investitionen oder selbst Steuersenkungen könnten über Schulden finanziert werden. Allerdings sollte man das Schuldenmachen nicht als Allheilmittel zum Ankurbeln der Konjunktur ansehen. In Italien beispielsweise sind neue Schulden nicht unbedingt sinnvoll, da die Probleme anderswo liegen. Die italienische Wirtschaft ist nicht wettbewerbsfähig, das Arbeitsrecht ist zu komfortabel für die Arbeitnehmer und die Gerichte sind nicht sonderlich funktionsfähig. Hier müsste also auf anderen Gebieten als der Finanzpolitik eingegriffen werden.

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