Alumnus im Portrait: Stefan Gerstberger

Bachelor of Science Betriebswirtschaftslehre

Abschlussjahr 2015

Aktuelle Tätigkeit: Teammitglied bei der Gründung des Videospieleunternehmens "Radical Fish Games"

Titel der Abschlussarbeit:"US-Amerikanische Fiskalverfassung – Ein Vorbild für die Europäische Union?"

 

Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?

Für eine Hausarbeit zum Thema einer „Europäischen Fiskalunion“ besuchte ich zusammen mit Prof. Dr. Brasche und einigen Kommilitonen eine Tagung in der deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften. Die dortigen Vorträge, allen voran der Vortrag von Guntram B. Wolff, dem Direktor des Bruegel Think Tanks, waren mehrheitlich darauf ausgelegt (sofern sie Lösungsansätze präsentierten), die Souveränität der Mitgliedsstaaten der EU in die Hände der EU-Institutionen zu legen, ohne sich dabei der wichtigen Frage nach der demokratischen Legitimation ihrer Modelle zu stellen. Der Vortrag von Prof. Dr. Fritz W. Scharpf, dem emeritierten Direktor des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung befasste sich allerdings außerordentlich kritisch mit den Modellen seiner Vorredner. Er beleuchtete dabei die Schwierigkeiten einer Abgabe der Souveränität an die EU-Institutionen aufgrund ihrer aktuellen Beschaffenheit und der möglichen Konsequenzen für die einzelnen Volkswirtschaften der Mitgliedsstaaten. Das hat mein Interesse für diesen volkswirtschaftlichen Zweig der Forschung geweckt und letztendlich auch zu meiner Abschlussarbeit beigetragen.

Die Vielzahl von Problemen in der EU aufgrund der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Lage, die sich in ihrer Struktur als bis dato einmalig und vollkommen neu für die EU gestaltet, bildet die Basis meiner Abschlussarbeit. Die Problemlösungsfindung stößt hierbei immer häufiger auf eine Opposition, welche die mangelnde demokratische Legitimation der  Kerninstitutionen der EU kritisiert. Es wird auch noch immer nach einer Lösung der finanziellen Unterversorgung der durch die Wirtschafts- und Finanzkrise betroffenen PIIGS-Mitgliedsstaaten gesucht. Einige Wirtschaftsexperten raten zum wiederholten Mal, nicht nur die geldpolitischen-, sondern auch die fiskalpolitischen Steuerungsinstrumente  der Mitgliedsstaaten vollständig oder zu Teilen in die Hände der Europäischen Union abgeben. Das von mir ausgewählte Modell von Dr. Charles Wyplosz sieht vor, den Mitgliedsstaaten nicht einfach nur ihre Entscheidungskompetenzen zu nehmen. Stattdessen versucht es Möglichkeiten aufzuzeigen, die mangelnde fiskalische Disziplinierung und ihre Anreize nach US-amerikanischem Vorbild abzuschaffen. Gestützt wird das Modell zusätzlich durch einen finanziellen Ausgleichsmechanismus, um auf außergewöhnlich schwere finanzielle Schocks zu reagieren. Anlass meiner Untersuchung war, dass dieses Modell sowie die meisten anderen ähnlichen Vorschläge und Modelle ausschließlich die Lösungsansätze zu den wirtschaftlichen Problemen der EU betrachten und dabei die technische und demokratische Umsetzbarkeit außer Acht lassen oder nur unzureichend beleuchten.

Warum haben Sie sich im Rahmen der Abschlussarbeit mit diesem Thema auseinander gesetzt? 

Fundiertes Wissen und ein geübter Blick für betriebswirtschaftliche Vorgänge sind meiner Meinung nach die Grundvoraussetzung für richtiges und schnelles unternehmerisches Handeln in der heutigen Zeit. Dabei sollte man jedoch die aktuellen politischen Geschehen auf der Welt nicht gänzlich außer Acht lassen. Während meines Studiums sind mir diesbezüglich häufig Kommilitonen aufgefallen, welche sich wenig bis gar nicht für volkswirtschaftliche Aspekte interessiert haben. Da aber gerade in unserer modernen Welt eigentlich alles eng miteinander verzahnt ist und Ereignisse fernab eines Unternehmens dennoch auch dieses beeinflussen können, kann der Blick auf die volkswirtschaftlichen Vorgänge in der Welt (oder wie in diesem Falle der Europäischen Union) eine interessante und auch für die Betriebswirtschaft ergänzende Komponente sein. Diese Denkweise und der Drang, sich auch in neuen, unbekannten Fachgebieten Wissen anzueignen, haben mich zu dieser Abschlussarbeit gebracht.

Welcher Prof. hat Sie betreut?

Unter der Leitung von Prof. Dr. phil. Ulrich Brasche und unter Berücksichtigung seiner vorangegangenen Vorlesungen mit Fokus auf die volkswirtschaftlichen Segmente der Europäischen Union habe ich die Abschlussarbeit verfasst. Dabei war er jederzeit bereit, mit seinem umfassenden Wissen um die volkswirtschaftlichen Vorgänge in der EU klare Grenzen zu ziehen, in denen die Arbeit verfasst wurde.

Was haben Sie nach dem Abschluss vor?

Momentan habe ich die Position der betriebswirtschaftlichen Komponente bei der Gründung eines innovativen Videospielunternehmens „Radical Fish Games“ als Berater inne und begleite die Gründer zusammen mit weiteren Beratern aus der beruflichen Praxis auf den Weg der Gründung ihres Unternehmens.

Vom Marketing über das Rechnungswesen bis hin zur Personalakquise wird sich mein Aufgabenfeld nach der Unternehmensgründung erstrecken. Einen Alltag gibt es dabei nicht, denn jeden Tag erwarten mich neue, spannende Herausforderungen. Die Branche der Videospiele besticht durch ihren dynamischen Markt und vielfältige Aufgabenbereiche, welche schnelles Handeln und eine große Nähe zum Kunden erforderlich machen. Deshalb hat es sich  Radical Fish Games zur Aufgabe gemacht, neben der Entwicklung von hauseigenen Videospielen auch anderen Entwicklern die Möglichkeiten zur effizienten Entwicklung eigener Spiele zu bieten.

Welche Kenntnisse und Fertigkeiten sind dafür wichtig?

Für die kommenden Herausforderungen bei Radical Fish Games bilden die Kernthemen meines Studiums die Basis: Gründungsfinanzierung, Humankapital, Controlling, Unternehmensgründung und -fortführung, sowie Humankapital und Rechnungswesen unter Prof. Dr. Cord Siemon und Prof. Dr. Hubertus Sievers.

Als Betriebswirt zwischen zwei Informatikern muss ich bei unserer Gründung vielseitig und dennoch standfest meine Position vermitteln können. Meine zukünftigen Einsatzgebiete werden also sehr abwechslungsreich sein. Das Studium an der FHB hat mich darauf vorbereitet und ich freue mich, das vermittelte Wissen in der Praxis anwenden und meinen Horizont erweitern zu können.

Was hat Sie motiviert zu Ihrer Studien- bzw. Berufswahl?

Das persönliche Interesse an betriebswirtschaftlichen Vorgängen und die Option, selbst einmal ein Unternehmen zu gründen, hat mich für die Fachrichtung Betriebswirtschaftslehre begeistert.Während des Studiums kamen noch volkswirtschaftliche Aspekte hinzu und die betriebswirtschaftliche Seite hat bei mir mit den angebotenen Studienfächern noch an Bedeutung gewonnen.

Somit kann ich nach meinem Studium rückblickend mit gutem Gewissen sagen, dass meine Entscheidung und meine Beweggründe keinesfalls die falschen waren.

Warum haben Sie sich für ein Studium an der FHB entschieden?

Die Fachhochschule Brandenburg wurde mir von erfolgreichen Absolventen empfohlen.

Darüber hinaus genießt die Hochschule wegen ihrer mehrheitlich herausragenden Professoren ein hohes Ansehen. Auch entscheidend war, dass die FHB keine Studiengebühren erhebt und ein attraktives Semestertickets bietet.

Das alles hat mir die Entscheidung erleichtert, in meiner Heimatstadt auch zu studieren.