Pilotprojekt NotrufPlus - Barrierefreier Notruf für Menschen mit Behinderung

Am 31. August 2017 startete in der Rettungsleitstelle Brandenburg an der Havel offiziell der Pilotbetrieb für NotrufPlus, den bundesweit ersten barrierefreien Notruf für Menschen mit Behinderungen (Gehörlose und blinde Menschen, Rollstuhlfahrer und Risikopatienten).

Das NotrufPlus-System, bestehend aus einer kostenlosen NotrufPlus-App (iOS/Android) und dem entsprechenden NotrufPlus-Kommunikations-System in der Leitstelle der Feuerwehr, wurde durch die Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann, Feuerwehrchef Mathias Bialek, Mitglieder des Behindertenbeirates sowie den Entwicklern Michael Naumann und Manuel Eckert von der Technischen Hochschule Brandenburg in den Testbetrieb genommen.

Mit dieser NotrufPlus-App wird erstmals ein barrierefreier Direktnotruf ermöglicht. Bisher konnte die Rettungsleitstelle Brandenburg an der Havel, wie auch andere Notrufleitstellen in Deutschland, von z.B. gehörlosen Menschen lediglich ein Notfall-Fax (in Ausnahmefällen eine SMS) empfangen. Ein Dialog mit notrufenden Personen war so nicht möglich. Jetzt können Menschen mit Behinderung per Touchfunktion oder Sprachsteuerung einen Notruf absetzen. Mittels Internetkommunikation werden Informationen, wie der aktuelle per GPS ermittelte Standort sowie vorher im Smartphone gespeicherte Nutzerdaten, an die Leitstelle direkt übermittelt. Über eine integrierte Chat-Funktion können zudem noch weitere Informationen ausgetauscht werden.

Das NotrufPlus-System wurde von der Technischen Hochschule Brandenburg in Kooperation mit der BürgerServiceNetz UG (haftungsbeschränkt) und dem BürgerServiceNetz e.V. entwickelt und wird über sechs bis zwölf Monate getestet. Das Projekt wird von Prof. Dr. Dietmar Wikarski von der TH Brandenburg und seinen Studierenden aus dem Studiengang Wirtschaftsinformatik wissenschaftlich begleitet. Nach einem erfolgreichen Pilotbetrieb ist vorgesehen, das NotrufPlus-System künftig für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt verfügbar zu machen.

Am 22.9.2017 wurde das Konzept erfolgreich auf dem Workshop der Gesellschaft für Informatik (GI) „Ortsbezogene Anwendungen und Dienste“ an der HTW in Berlin vorgestellt (Programm).