„Wir haben die Messdaten der intelligenten ambiotex-Technologie mit denen aus einem standardisierten EKG verglichen und kommen zu dem Ergebnis, dass das untersuchte Wearable nahezu identische Ergebnisse liefert“, erklärt Dr. Katja Orlowski aus dem Forschungsteam um Prof. Dr. Thomas Schrader. „Beim klassischen EKG können Störsignale auftreten, beispielsweise wenn die Kabel berührt werden. Hier bietet die ambiotex-Lösung sogar messbare Vorteile“, führt sie weiter aus.
Der Geschäftsführer des Unternehmens ambiotex Christian Seidl erklärt die Funktionsweise näher: „Die Sensoren in unserem smarten Shirt liegen mittels integriertem Brustgurt eng am Herzen. Dort erfassen die Sensoren die Vitaldaten. Diese werden anschließend in eine App übertragen und mithilfe eines Algorithmus, der auf künstlicher Intelligenz basiert, ausgewertet.“ Die wissenschaftliche Prüfung konzentrierte sich auf die Messgenauigkeit der sogenannten R-Zacken, also die höchsten Ausschläge in der Darstellung der Herzaktion, sowie auf die dazwischenliegenden Abstände. Sie bilden einen Ausschnitt aus einem standardisierten EKG ab und lassen unter anderem Rückschlüsse auf die Regelmäßigkeit des Herzschlages und auf das Stresslevel einer Person zu.
„Unser Ziel ist es, zukünftig mit Hilfe einer künstlichen Intelligenz Herzrhythmusstörungen zu erkennen und damit unsere akkuraten EKG-Daten für eine individualisierte Medizin nutzbar zu machen“, so Christian Seidl. Heute könne die Vitaldatenanalyse in Echtzeit bereits vorbeugend wichtige Belastungsanzeichen erkennen. Das ist nicht nur für Menschen interessant, die intensiv Sport treiben und dabei ihren Herzschlag im Blick behalten möchten. Die App kann auch bei großer körperlicher Anstrengung oder psychischem Stress hilfreich sein. „Im Bereich des Arbeitsschutzes und in Berufen mit hohem Stresslevel könnte ein mobiler EKG-Ersatz Leben retten“, sagt Seidl. Er sieht einen möglichen zentralen Bestandteil von zukünftigen Infrastrukturlösungen in der Telemedizin. Erste Pilotstudien und Gespräche bezüglich klinischer Tests laufen bereits.
Das Shirt wurde ursprünglich vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS entwickelt und wird nun von dem ausgegründeten Unternehmen ambiotex vermarktet. Der Kontakt zur Technischen Hochschule Brandenburg kam über das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg zustande. Aktuell konzentriert sich das Unternehmen darauf, die Hardware weiterzuentwickeln und ein noch breiteres Spektrum der Herzaktivität zu erfassen. Deshalb stehen auch seitens der Hochschule voraussichtlich weitere Untersuchungen an, um die korrekte Funktionsweise abzusichern. „Zum Beispiel müssen wir wissenschaftlich belastbare Tests entwickeln, die die Messungen während der Bewegungsabläufe überprüfen“, sagt Katja Orlowski.
Technische Hochschule Brandenburg
Die 1992 gegründete Technische Hochschule Brandenburg ist eine moderne Campushochschule mit Sitz in Brandenburg an der Havel. Das Lehrangebot der Hochschule erstreckt sich über die Fachbereiche Informatik und Medien, Technik sowie Wirtschaft – zunehmend auch in berufsbegleitenden und dualen Formaten. Die THB fördert besonders die Möglichkeit eines Studiums ohne Abitur. Die rund 2.700 Studierenden werden von 67 Professorinnen und Professoren betreut. Alle Studiengänge führen zu einem Bachelor- oder Master-Abschluss. Mehr Informationen unter www.th-brandenburg.de